Energiekrise: So spart Geestland Strom und Gas
Die Straßenlaternen bleiben nachts stundenweise dunkel, die Beleuchtung öffentlicher Gebäude wird auf ein Mindestmaß reduziert und die Moor-Therme senkt die Wassertemperaturen um ein weiteres Grad: Das sind nur einige Maßnahmen, mit denen die Stadt Geestland der aktuellen Energiekrise begegnet.
Im Schulterschluss: Städte und Gemeinden machen beim Energiesparen gemeinsame Sache
Was bisher geschah
Die beste Energie ist die, die wir nicht verbrauchen. Nach diesem Grundsatz arbeiten wir in Geestland schon seit vielen Jahren und setzen uns intensiv mit der Frage auseinander, wie wir gemeinsam mit unseren Bürgerinnen und Bürgern Ressourcen sparen und gleichzeitig den Klimaschutz vorantreiben können.
Die ehemalige Stadt Langen war die erste Kommune in Europa, die ihre Straßenbeleuchtung vollständig auf LED-Technologie umgestellt hat. Mittlerweile haben wir in Geestland flächendeckend LED-Straßenlaternen im Einsatz, die zusätzlich mit einer intelligenten Steuerung ausgestattet sind. So konnten wir den Energieverbrauch und damit auch die CO2-Emissionen um 75 Prozent senken.
Daneben hat sich die Stadt Geestland schon früh für den Ausbau erneuerbarer Energien eingesetzt. So wurden diverse Liegenschaften bereits mit Photovoltaik ausgestattet, darunter die beiden Rathäuser, die Grundschule am Hinschweg in Langen, das Dorfgemeinschaftshaus in Köhlen, das Feuerwehrhaus in Neuenwalde oder auch die Kindertagesstätte Sonnenblume in Bad Bederkesa.
Auch bei Bau- und Sanierungsmaßnahmen legen wir großen Wert auf Energieeffizienz. Die Stadtverwaltung betreibt schon seit mehreren Jahren ein Energiemanagement und wurde im Jahre 2017 von der Deutschen Energieagentur (dena) als „Energieeffizienz Kommune“ ausgezeichnet. Dazu waren umfangreiche Untersuchungen nötig. Für jede Liegenschaft hat die Stadt Geestland einzelne Energieberichte erstellt, aus denen sich der energetische Zustand ablesen lässt. Im Ergebnis entwickelte Geestland ein Energie-und Klimaschutzprogramm. 2020 wurde die Stadt als eine der ersten Kommunen von der dena rezertifiziert.
Mit der Frage, wie sich Ressourcen einsparen lassen, beschäftigt man sich auch in der Moor-Therme: 2016 hat das Bad eine Anlage zur Spülwasseraufbereitung installiert, bei der bis zu 75 Prozent des anfallenden Schmutzwassers aufbereitet und wiederverwendet werden. In Summe sind das rund 10.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr. So spart das Schwimmbad rund 44.000 Kilowattstunden in zwölf Monaten ein. Außerdem ist in der Moor-Therme ein Blockheizkraftwerk im Einsatz. Auf einem Monitor können Besucherinnen und Besucher sehen, wie viel Kohlendioxid mithilfe dieser Technik schon eingespart wurde.
Im Abwasser der Schwimmbadtechnik steckt zudem eine moderne Wärmerückgewinnung. Hier wird das Spülwasser bereits vor der Aufbereitung über einen Wärmetauscher geführt und aufgeheizt. Eingespart werden so etwa 100.000 Kilowattstunden pro Jahr. Zusätzlich haben wir in den vergangenen Jahren die Unterwasserscheinwerfer von Halogen auf LED umgestellt, alte Fensterflächen in der Schwimmhalle ausgetauscht und die Decke über dem Sportbecken erneuert, inklusive Einbau einer LED-Beleuchtung. Durch die zahlreichen Maßnahmen hat die Moor-Therme von 2015 bis 2019 ihren Energieverbrauch um rund 350.000 Kilowattstunden pro Jahr reduziert.
Und jetzt?
Mit Blick auf die aktuellen Preissteigerungen und die befürchtete Energieknappheit hat die Stadt Geestland eine Reihe von Sofortmaßnahmen in die Wege geleitet, die dazu beitragen sollen, den Gas- und Stromverbrauch noch weiter zu reduzieren.
- (Straßen-)beleuchtung: Die Straßenlaternen in Geestland werden ab sofort flächendeckend, also in allen Ortschaften, von 1 bis 4 Uhr in der Nacht ausgeschaltet. Während der Betriebszeiten starten wir mit 80 Prozent Leistung und dimmen die Beleuchtung dann stufenweise auf 25 Prozent herunter. Damit senken wir die Leistung unserer Straßenbeleuchtung auf weniger als ein Drittel ab. Die nächtliche Beleuchtung der Rathäuser und der Bücherei wurde bereits abgestellt. Der Nachtwächter im Langener Lindenhof sowie die Mühle und das Amtshaus in Bad Bederkesa bleiben nachts ebenfalls dunkel.
- Moor-Therme: Die Temperaturen in den Schwimmbecken wurden bereits um 1 Grad Celsius gesenkt. Jetzt werden sie um ein weiteres Grad reduziert. Damit haben wir den möglichen Spielraum ausgereizt, da gewisse Mindest-Temperaturen, zum Beispiel für Wassergymnastik, notwendig sind.
- Liegenschaften: Die größten Potenziale beim Energiesparen liegen aber bei der Wärmeversorgung. Vor allem das Nutzerverhalten spielt eine große Rolle. Deshalb werden wir die Technik für die Wärmeversorgung in unseren Liegenschaften so einstellen, dass die Räumlichkeiten lediglich die maximal notwendige Raumtemperatur erreichen und der Nutzer keinen Spielraum mehr nach oben hat. Eine Maßnahme, mit der die Stadt Geestland insbesondere im Herbst und Winter Energie einsparen möchte. Dabei berücksichtigen wir natürlich die unterschiedlichen Temperaturvorgaben für Schule, Kitas, Feuerwehren, Turnhallen, Büros etc.
Schulen
- bei überwiegend sitzender Tätigkeit: 19 °C
- bei überwiegend nicht sitzender Tätigkeit: 17 °C
- in Büroräumen (vergleichbar mit Unterrichtsräumen): 20°CTurnhallen
- 17 bis 19 °C als ausreichendFeuerwehren
- Fahrzeug- und Waschhallen: mindestens +7 °C
vorübergehend +15 °C
- Räume für Personal und Aufenthalt: mindestens +20 °C
- Umkleide: mindestens +22 °C,
- Wasch- und Duschräume: mindestens +24 °C
- Werkstätten: mindestens +19 °C
- Geräte- und Lagerräume: mindestens +7Kindertageseinrichtungen
- allgemeiner Richtwert: 20 °C
- ideal für Kleinkinder: 21 bis 22 °C
- in Waschräumen: 24 °C
- in Schlafräumen: 18 °CArbeitsräume/Büros
Wir gehen davon aus, dass eine Reduktion der Raumtemperatur um ein Grad Celsius den Energieverbrauch um etwa sechs Prozent senken kann. Zu tiefe Raumtemperaturen sollten allerdings vermieden werden, da ansonsten Schimmel oder andere Folgeschäden drohen.
Überwiegende Körperhaltung Arbeitsschwere
leicht mittel schwer
Sitzen +20 °C +19 °C -
Stehen, Gehen +19 °C +17 °C +12 °C
- Sensibilisierung: Aufgrund der aktuellen Energie-Krise haben wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch einmal für das Thema Energiesparen sensibilisiert. Für unsere Bürgerinnen und Bürger haben wir einen Leitfaden erstellt. Dieser enthält hilfreiche Tipps und Anregungen, mit denen sie im Alltag Energie einsparen können.
Das bringt die Zukunft
Die Frage, wie wir in Geestland noch mehr Energie einsparen können, wird uns auch in Zukunft beschäftigen. Deshalb denken wir schon heute an morgen. Im Rahmen des Modellprogramms "Smart Cities" werden wir ein smartes Energie- und Wassermonitoring einrichten. Dazu wollen wir ein Funknetzwerk aufbauen, das sich über die gesamte Stadt spannt. Mehr als 100 Liegenschaften betreuen wir insgesamt. Rund 80 davon werden wir nun in einem ersten Schritt mit intelligenten Sensoren ausstatten. Dazu zählen unter anderem Grundschulen, Kindertagesstätten, Feuerwehren, die beiden Rathäuser, Sporthallen und Dorfgemeinschaftshäuser.
In jedem Gebäude werden drei verschiedene Sensoren installiert – für Strom, Wärme und Wasser. Jedes Messgerät besitzt eine Schnittstelle, die die Verbrauchsdaten an ein sogenanntes Gateway übermittelt. Diese Funkmodule wiederum stehen zentral in jeder Ortschaft, empfangen die Signale aus den unterschiedlichen Liegenschaften und senden die Daten bis zu vier Mal täglich an einen Server im Langener Rathaus. Eine spezielle Software wertet die Verbräuche anschließend aus.
Doch was bringt die Technik? Aktuell werden die Zählerstände in unseren Liegenschaften nur einmal jährlich abgelesen. Indem wir den Energie- und Wasserverbräuche täglich erfassen, können wir den Bedarf besser kontrollieren und nachvollziehen. Wir erkennen, wo zu viel Energie verbraucht wird, wo wir nachsteuern müssen. Das wird zum Beispiel dann wichtig, wenn ein Gebäude einen hohen Wärmeverbrauch meldet, obwohl es in dem Moment gar nicht benutzt wird. Oder wenn der Wasserverbrauch sprunghaft ansteigt, ausgelöst durch einen technischen Defekt wie etwa ein Leck im Rohr.
Die Ausschreibung und die Auftragsvergabe für das digitale Funknetzwerk sind für das dritte Quartal 2022 geplant. Ende dieses Jahres könnte das Funknetzwerk seinen Betrieb aufnehmen.
Und nicht zu vergessen: der auf dem Amtsweiden geplante Energie- und Innovationspark in Bad Bederkesa. Dieser soll die Moor-Therme und die Schule am Wiesendamm in Zukunft mit regenerativer Energie versorgen und so rund 1000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.
Machen Sie mit!
Wer Energie spart, hilft, dass Deutschland unabhängiger von Energieimporten wird und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Es geht um einfache Dinge. die in der Summe aber viel bewirken können. Gemeinsam sind wir stärker.