Moorschutz ist Klimaschutz
Moorböden landwirtschaftlich nutzen und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz tun: In Geestland gibt es gleich mehrere Projekte, die sich mit der sogenannten Paludikultur beschäftigen.
Produktketten aus Niedermoorbiomasse
Unter dem Namen „Produktketten aus Niedermoorbiomasse“ hat der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ein Pilotprojekt in Bad Bederkesa gestartet. Genauer: auf einer entwässerten Grünlandfläche an der Landesstraße 119, nahe der Lintiger Schleuse. Hier ist eine von insgesamt drei Paludikultur-Versuchsflächen auf Niedermoorböden entstanden. Die erste Testfläche ihrer Art im Landkreis Cuxhaven.
Auf einem halben Hektar – die Fläche gehört dem NLWKN – wurden Anfang Mai 2022 jeweils mehr als 5000 breit- und schmalblättrige Rohrkolben sowie 2500 Stück gemeines Schilf gepflanzt. „Paludikultur, also die landwirtschaftliche Nutzung wiedervernässter Böden, ist eine große Hoffnung im Kampf gegen den Klimawandel“, erklärt Dr. Colja Beyer von der Kompetenzstelle Paludikultur im 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie. Die Kompetenzstelle ist die zentrale Informationsstelle für Paludikultur in Niedersachsen. Sie hat das Vorhaben angestoßen und begleitet es als Kooperationspartner.
Mehr als ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft kommt aus organischen Böden – und das, obwohl diese nur sieben Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland ausmachen. „Die Moore in dem moorreichsten Bundesland Niedersachsen sind fast vollständig entwässert worden und werden meist landwirtschaftlich genutzt. Dadurch kommt es zu sehr hohen Treibhausgas-Emissionen“, weiß Beyer. Genau hier setzt die Paludikultur an: „Mit einer Wiedervernässung können wir den CO2-Ausstoß schnell verringern. Langfristig können vernässte Moorböden sogar Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen“, sagt der Experte für Paludikulturen. „Wir haben hier also einen enormen Hebel, um etwas gegen die Erderwärmung zu tun.“
PALUDIFarming
Zwischen der Moor-Therme und dem geplanten Energiepark in Bad Bederkesa, auf einer 1,2 Hektar großen Fläche, soll ebenfalls eine Paludikultur entstehen. Angepflanzt werden sollen Rohrkolben (Typha) und Schilfrohr (Phragmites), eingesetzt werden sollen die Fasern nach der Ernte als Biogassubstrat, Dämmstoff, Torfersatz für den Gartenbau oder Naturwerkstoff.
An dem Vorhaben sind mehrere Hochschulen und Unternehmen beteiligt, die das Projekt wissenschaftlich begleiten beziehungsweise sich der Entwicklung von Anwendungen zur stofflichen Verwertung widmen. Mit dabei sind das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, das 3N-Kompetenzzentrum, die Jade Hochschule Oldenburg, die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Unternehmen aus den Bereichen nachhaltiges Bauen und Gartenbedarf, Landwirtschaftskammer, Landvolk, Untere Naturschutzbehörde, Wasser- und Bodenverbände, die interessierte Öffentlichkeit und natürlich die Gremien der Stadt Geestland, die das Projektmanagement übernommen hat.
Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz unterstützt das Projekt mit einer Förderung in Höhe von 224.000 Euro.
Weitere Informationen zum Paludifarming finden Sie hier.