Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer

Biosphärenreservat Nds


An der niedersächsischen Küste gibt es zwei besonders einzigartige Landschaften. Das Wattenmeer, als UNESCO-Weltnaturerbe ausgezeichnet, genießt wegen seines außerordentlichen universellen Wertes weltweite Anerkennung. Das Wattenmeer überrascht, denn es ist nach dem Tropischen Regenwald das zweitproduktivste Ökosystem der Welt. Millionen von Zugvögeln fressen sich hier die Fettreserven an, die sie für eine erfolgreiche Brut in arktischen Gebieten oder für den Zug in die weit südlich liegenden Winterquartiere benötigen. Und das Wattenmeer ist Kinderstube für viele Fischarten, die sich auch auf den heimischen Speisekarten wiederfinden.

Aber auch die Gebiete hinter dem Deich stellen mit ihren vielen kulturellen und natürlichen Eigenheiten eine Besonderheit dar und sind eine der wichtigsten Urlaubsregionen Deutschlands. Leider fehlt für diese Gebiete noch eine vergleichbare internationale Anerkennung.

Um dieses zu ändern, läuft seit 2014 eine Initiative des Landes Niedersachsen. Durch eine Erweiterung der Entwicklungszone des UNESCO-Biosphärenreservats Wattenmeer soll die Landschaft hinter dem Deich mit dem Weltnaturerbe strategisch verbunden werden. Der Förderung der Nachhaltigkeit wird dabei eine besondere Bedeutung zukommen.

Ursprünglich war geplant, eine funktionale Entwicklungszone zur Thematik Nachhaltigkeit „auszuweisen“. In diesem Zusammenhang hat es diverse Vorhaben der Nationalparkverwaltung gegeben, wie z. B. das Junior Ranger Programm, um den Kompetenzerwerb zum Themenkomplex Nachhaltigkeit zu fördern. Diese Programme sind durchweg erfolgreich gewesen. Im Verlauf der Zeit hat sich auch in der Zusammenarbeit mit der UNESCO herausgestellt, dass die rein funktionale Entwicklungszone nicht ausreichend ist. Für die UNESCO wird eine räumliche Verortung der Entwicklungszone gefordert.

Daher ist das Projekt Entwicklungszone im „Bereich“ des Nds. Wattenmeer in Kooperation mit dem MU bereits im Jahr 2018 auf den Weg gebracht worden. In der Befassung mit der Thematik hat sich sehr schnell herausgestellt, dass die Positionen der Städte und Gemeinden und der Landkreise sehr heterogen sind. Auch ist deutlich geworden, dass im Besonderen die Landwirte bzw. die Bevölkerung starke Vorbehalte gegenüber der Ausweisung einer Entwicklungszone haben. In diesem Zusammenhang wird nochmals darauf hingewiesen, dass

- mit den Entwicklungszonen kein Schutzregime des § 25 BNatSchG verbunden ist;
- der Schutzstatus des Biosphärenreservates über die bestehenden Schutzgebiete hinaus (Natura 2000, Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete, etc.) nicht in die Entwicklungszonen hineingetragen oder dort erweitert werden soll;
- das Ziel verfolgt wird, eine konsensuale, vertragliche Regelung zu finden, um die Entwicklungszone mit Leben zu füllen.

Der Aufgabe des MAB-Programms (Man and the Biosphere) der UNESCO aus dem letzten Evaluationsbericht (Einrichtung einer formellen Entwicklungszone) folgend, sind die Ziele der nun beginnenden Konsultationsphase mit allen Beteiligten kommunalen Gebietskörperschaften, des Landes Niedersachsen sowie weiteren Interessensvertretern:

  • Gemeinsame Festlegung von Arbeitsstrukturen und Handlungsfeldern
  • Gemeinsame Erarbeitung von Leitbildern, Visionen, Handlungsoptionen und Projekten in Arbeitskreisen
  • Zusammenführung der Ergebnisse zu einem Antragsentwurf zur förmlichen Erweiterung des UNESCO-Biosphärenreservates an die UNESCO in Paris.

Der Suchraum für die Entwicklungszone umfasst insgesamt 30 Gemeinden und berührt sechs Landkreise entlang der niedersächsischen Küste. Zum Zeitpunkt der Auftaktveranstaltung am 27.02.2018 im Bürgerhaus in Sande hatten 17 Gemeinden ihre Bereitschaft bekundet, an der Konsultationsphase teilzunehmen. Vertreter aus 14 Gemeinden und vier Landkreisen waren anwesend aus: Krummhörn, Norden, Hage, Dornum, Baltrum, Wittmund, Spiekeroog, Wilhelmshaven, Sande, Zetel, Jade, Geestland, Wurster Nordseeküste, Cuxhaven, Landkreis Leer, Landkreis Wittmund, Landkreis Friesland, Landkreis Cuxhaven.

Derzeit arbeiten eine Steuerungsgruppe und Arbeitsgruppen in Workshops zu bestimmten Handlungsfeldern an der Weiterentwicklung des Prozesses:

Handlungsfelder Steuerungsgruppe Biosphärenreservat

Erste Ergebnisse liegen bereits vor.

Parallel dazu soll die Umsetzung, Finanzierung und Realisierung angegangen werden. Mit diesem Konzept wird ein Änderungsantrag an die UNESCO entwickelt, der 2020 gestellt werden soll. Zu diesem Zeitpunkt müssen die beteiligten Gemeinden dann entscheiden, ob sie auf der Basis der von ihnen entwickelten Leitplanken Teil der Entwicklungszone des Biosphärenreservats werden wollen.

Zeitplan Biosphärenreservat Biosphärenreservat

Die Aufnahme weiterer Gemeinden, die sich nicht an dem Entwicklungs- prozess beteiligt hatten, wird dann voraussichtlich frühestens anlässlich der nächsten Evaluation des Biosphärenreservats 2030 möglich sein.