Kommunale Wärmeplanung: So geht es jetzt weiter

Veröffentlicht am: 31.05.2024

Vertreter von Stadt und EWE NETZ im Sitzungssaal Viele Gebäudeeigentümer treibt aktuell die Frage um, wie sie ihr Haus in Zukunft beheizen sollen. Fest steht: Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral heizen. Die Wärme muss dann also zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommen. Damit das gelingt, sollen alle rund 11.000 Kommunen in Deutschland einen Wärmeplan erstellen. Die Stadt Geestland ist bereits mittendrin.

Ein Blick in den Sitzungssaal des Rathauses in Bad Bederkesa zeigt: Das Thema Wärmeplanung beschäftigt nicht nur die Verwaltung, sondern auch viele Bürgerinnen und Bürger. Mehr als 60 Geestländerinnen und Geestländer waren zur Infoveranstaltung gekommen, zu der die Stadt Geestland gemeinsam mit dem Energienetzbetreiber EWE NETZ eingeladen hatte. EWE NETZ – das Unternehmen ist mit der kommunalen Wärmeplanung in Geestland beauftragt – gab den Teilnehmenden einen Überblick über den aktuellen Stand des Projekts.

Viele Daten zusammengetragen

Eine der zentralen Botschaften an dem Abend war: Geestland hat sich früh auf den Weg gemacht. Bis spätestens Mitte 2028 sollen alle Städte und Gemeinden eine Wärmeplanung haben. Geestland hatte sich als eine der ersten Kommunen in der Region bereits im Frühjahr 2023 um eine Bundesförderung für die Wärmeplanung beworben und auch eine Zusage über 90 Prozent der Kosten erhalten.

In den vergangenen Monaten hat sich EWE NETZ intensiv mit dem Ist-Zustand der Wärmeversorgung in Geestland beschäftigt und verschiedene Daten aus der Verwaltung, von Schornsteinfegern, Energieversorgern, von Industrie und Gewerbe zusammengetragen: Welche Heizsysteme und Brennstoffe kommen in den Gebäuden zum Einsatz? Wie alt sind die Heizanlagen? Wie sehen die Energieverbräuche aus? Wo gibt es bereits Blockheizkraftwerke und Heizzentralen?

Hoher Anteil an Ölheizungen

Wärmebedarf Geestland „Der Gesamtwärmebedarf in Geestland beträgt etwa 400 Gigawattstunden pro Jahr. Dabei ist Heizöl mit 40,1 Prozent der größte Energieträger“, berichtete Lars Lingner von EWE NETZ. Dicht gefolgt von Erdgas (35,8 Prozent). Auffällig sei der Anteil an Biomasse in Geestland (16,4 Prozent). Dieser liege deutlich höher als in anderen Kommunen. Gemeint sind damit Heizungen, die mit biologischen Brennstoffen betrieben werden. Zum Einsatz kommen zum Beispiel nachwachsende Rohstoffe wie Holz oder organische Bioabfallprodukte wie Pferdemist, Kuhdung, Holzabfall, landwirtschaftliche Nebenprodukte oder Erntereste. „Insbesondere bei der Nutzung von Biomasse und Windkraft nimmt Geestland im bundesweiten Vergleich eine Vorreiterrolle ein“, so Lingner.

EWE NETZ hat aber nicht nur Daten erhoben und aktuelle Wärmebedarfe ermittelt, sondern auch untersucht, wo klimaneutrale Potenziale liegen. Heißt: Wo könnten noch erneuerbare Energien zum Einsatz kommen? Wo macht es Sinn, Abwärme zu nutzen? Und: Wo bietet sich eine Sanierung an? „Von den 400 Gigawattstunden Heizenergiebedarf könnten wir knapp die Hälfte einsparen, wenn alle Gebäude auf KfW-Standard saniert werden würden“, rechnete Lingner vor. Die Sanierung von Gebäuden – sowohl im Privat- als auch im Gewerbebereich – ist also ein großer Hebel auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Wärmeplanung Grafik Mit der Potenzialanalyse ist EWE NETZ fast fertig. Im Anschluss geht es darum, ein Szenario für die Jahre 2030 und 2040 zu entwickeln. „Wir schauen uns an, wie die Versorgungsstruktur in Geestland aussehen muss, um den Wärmebedarf klimaneutral zu decken.“ Im letzten Schritt wird dann eine Wärmewendestrategie erstellt. Dabei identifiziert EWE NETZ sogenannte Fokusgebiete, die besonders hohes Potenzial bieten, Emissionen zu senken – zum Beispiel durch Wärmenetze.

Politik muss entscheiden

Wärmenetze verteilen Energie, die in Heizkraft- oder Heizwerken produziert wird, an mehrere Wohn- und Gewerbeeinheiten. So können Quartiere oder Siedlungen zentral mit regenerativer Energie versorgt werden. Wenn der fertige Wärmeplan vorliegt, weiß die Stadt Geestland also, wo sich Wärmenetze anbieten – und wo eher nicht.

„Wenn wir Fokusgebiete benennen, handelt es sich immer nur um eine Empfehlung“, machte Lars Lingner deutlich. Am Ende entscheidet die Politik, also der Rat, ob und welche Eignungsgebiete ausgewiesen werden. Und auch mit dem politischen Beschluss über ein Eignungsgebiet ist noch nichts in Stein gemeißelt, denn für jedes beschlossene Wärmeversorgungsgebiet wird noch einmal eine separate Machbarkeitsstudie erstellt. Zeigt eine solche Studie, dass ein Wärmenetz an der Stelle sinnvoll ist, kann das Projekt umgesetzt werden. Also ein langer Weg.

Wärmeplan schafft Planungssicherheit

„Wer in einem Wärmenetzeignungsgebiet wohnt, ist weder verpflichtet, sich an ein Wärmenetz anzuschließen, noch hat er ein unbedingtes Recht darauf. Die Art und Weise, wie geheizt wird, bleibt auch in Zukunft die Entscheidung des Einzelnen“, stellte Lingner klar. Und was ist mit jenen Bürgerinnen und Bürgern, die dort wohnen, wo sich kein Wärmenetz eignet? „Hier wird es wohl eine dezentrale Wärmeversorgung geben.“

„Die Wärmeplanung gibt den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch uns als Verwaltung, den Unternehmen und Energieversorgern Planungssicherheit“, betonte Geestlands Bürgermeisterin Gabi Kasten. „Sie sagt uns nicht, was wir tun MÜSSEN, sondern zeigt uns Optionen auf, die wir dann auf ihre Machbarkeit prüfen können. Also eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Zukunft.“ Der Wärmeplan soll bis Ende des Jahres vorliegen.

 

Hier finden Sie die Präsentation, die EWE NETZ bei der Infoveranstaltung gezeigt hat:

KWP-Infoabend_Geestland

 

Ansprechpartner:

Frau Katharina Koop
Tel.: 04743 937-1525
Fax: 04743 937-1169