Nachhaltige Ernährung: In Geestland wird fleißig geackert

Veröffentlicht am: 14.06.2021
Autor: Merlin Hinkelmann

Kinder ackern in Drangstedt Wenn der Acker ruft, sind die Kinder kaum noch zu bremsen. Dann packen sie Schaufel und Hake zusammen und laufen mit leuchtenden Augen aufs Gemüsefeld. Die Neugierde ist jedes Mal riesig: Ob wohl schon die ersten Pflänzchen sprießen? Mehr als 20 verschiedene Gemüsesorten haben die Mädchen und Jungen auf dem Acker in Drangstedt gepflanzt und gesät, darunter Kartoffeln, Mais, Kohlrabi, Zucchini, Gurken, Tomaten, Radieschen, Palmkohl, Blattsalat, Erbsen und Bohnen.

„Es gibt keinen Ort, der pädagogisch so wertvoll ist, wie der Acker“, sagt Daniel Altenbeck, Leiter der Kindertagesstätte Drangstedt-Elmlohe. „Das Ackern fördert nicht nur die motorischen und kognitiven Fähigkeiten, sondern es hat auch eine soziale Komponente: Die Kinder lernen Kooperation und können gemeinsam Erfolge erzielen.“ Im Mai haben Kita und Grundschule in Drangstedt und Elmlohe mit dem Projekt GemüseAckerdemie begonnen. Mit dem vielfach ausgezeichneten Bildungsprogramm bauen Kinder und Jugendliche ihr eigenes Gemüse an und erleben mit allen Sinnen, wo Lebensmittel herkommen und wie sie wachsen. „Kinder und Jugendliche verlieren zunehmend den Bezug zur Natur und verfügen über immer weniger Wissen rund um die natürliche Lebensmittelproduktion. Das wollen wir ändern“, berichtet Carolin Hauer, die die AckerKitas und AckerSchulen im Raum Bremen betreut. „Wir möchten die junge Generation für gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit begeistern, indem wir einen Lernort schaffen, an dem sie wichtige Naturerfahrungen sammeln können.“

Die GemüseAckerdemie liefert den Schulen und Kitas das pädagogische Konzept, hilft bei der Suche nach einem geeigneten Acker-Standort, erstellt gemeinsam mit den Kindern einen individuellen Anbauplan und ist auch für die Lieferung von Pflanz- und Saatgut zuständig. Finanziell gefördert wird das Projekt von der AOK Niedersachsen und der Stadt Geestland.

Viele Hände auf dem Gemüseacker In Drangstedt betreuen die Ackerpädagogen gleich zwei Einrichtungen auf einmal – Grundschule und Kita. Beide bewirtschaften einen eigenen Acker, zwei Flächen direkt nebeneinander, nicht mal eine Minute Fußmarsch von Kita und Schule entfernt. „Tatsächlich war auf dieser Fläche früher mal ein Kartoffelacker“, weiß Lehrerin Wibke Ilaender, die mit ihren Schülerinnen und Schülern regelmäßig auf dem Acker vorbeischaut. Auch wenn das Projekt erst wenige Wochen läuft, ist sie schon jetzt begeistert. „Die GemüserAckerdemie lockert den Schulalltag in jeder Hinsicht auf, die Kinder sind total begeistert und wollen gar nicht runter vom Gemüsefeld. Manche haben schon ein bisschen Vorwissen und teilen dies gerne mit ihren Mitschülern. So bringen sie sich gegenseitig etwas bei und finden gemeinsam einen Weg zurück zur Natur.“

Auf dem Acker erfahren Kinder und Jugendliche die vollständige Produktionskette des Gemüseanbaus – vom Anbau über die Pflege bis hin zur selbstständigen Verarbeitung und Vermarktung. „Wenn die Kinder erleben, wie das eigene Gemüse wächst und gedeiht, und sie am Ende in ihre selbst gepflanzte Kartoffel beißen können, entwickeln sie automatisch mehr Wertschätzung für Natur und Lebensmittel“, erklärt Carolin Hauer. Ein Konzept, von dem Sonja Thomas, bei der Stadt Geestland zuständig für Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung, restlos überzeugt ist. Als sie von der GemüseAckerdemie zum ersten Mal hörte, wusste sie: „Dieses Projekt passt zu Geestland wie die Faust aufs Auge. Es ist ein Musterbeispiel dafür, wie man das Thema Nachhaltigkeit im Bildungsbereich verankern kann.“ Als Sonja Thomas mit der Idee an Nina Hebener, Leiterin der Drangstedter Grundschule, herantrat, stieß sie sofort auf Begeisterung. „Das Projekt ist für unsere Schülerinnen und Schüler eine große Bereicherung. Durch das Anbauen und die Pflege der Gemüsepflanzen erwerben sie handlungsorientiert neues Wissen über verschiedene Gemüsearten und lernen, wie gesundes, nachhaltiges Wirtschaften funktioniert“, freut sich die Schulleiterin. Als besonderes Highlight dürfen die Kinder das Gemüse am Ende der Wachstumsphase ernten und probieren. „Dies leistet einen positiven Beitrag zum Ernährungsverhalten der Kinder, denn sie lernen, dass gesund auch lecker sein kann.“

Auch Rafael Platek, Vorsitzender des Ausschusses für Schule, Sport und Kultur im Rat der Stadt Geestland, lobt die Idee hinter dem Bildungsprogramm: „Wenn Kinder erleben, was es bedeutet, Lebensmittel mit den eigenen Händen zu produzieren, und wieviel Arbeit damit verbunden ist, bekommen sie ein Bewusstsein dafür, welch bedeutsame Rolle Landwirtschaft und Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft spielen.“

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