Innovative Ideen für Smart-City-Wettbewerb

Veröffentlicht am: 18.03.2021
Autor: Merlin Hinkelmann

Smart City Jetzt heißt es Daumen drücken! Die Stadt Geestland hat ihre Bewerbung für das Förderprogramm „Modellprojekt Smart Cities“ eingereicht. Unter dem Titel „Gemeinsam aus der Krise: Raum für Zukunft“ hatte das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat (BMI) deutsche Kommunen dazu aufgerufen, sich für das Programm zu bewerben. Insgesamt stehen in der dritten und vorerst letzten Staffel 300 Millionen Euro zur Verfügung.

Unter dem Motto „Geestl@nd. Gemeinsam. Grün. Smart“ möchte die Stadt Geestland die Chancen der Digitalisierung nutzen, um die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen, zukunfts- und bürgerorientierten Stadt weiter voranzutreiben. „Unser oberstes Ziel ist es, einen Mehrwert für die Menschen zu schaffen und die Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger zu verbessern“, bringt es Bürgermeister Thorsten Krüger auf den Punkt. Die Corona-Pandemie habe den Blickwinkel auf die Digitalisierung positiv beeinflusst: „In der Krise sehen wir, wie Kommunen digitale Instrumente nutzen können, um weiterhin ihre Aufgaben wahrzunehmen und mit Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt zu bleiben. Gleichzeitig merken wir, dass die Digitalisierung auch negative Auswirkungen auf die Stadtentwicklung hat. Nehmen wir zum Beispiel das Einkaufsverhalten der Menschen. Der Online-Handel boomt und bringt den Einzelhandel vor Ort in Gefahr. Diese Entwicklungen müssen wir in Zukunft verstärkt in den Blick nehmen und dabei den Menschen in den Mittelpunkt rücken.“

Dem kann sich Britta Murawski, die das Smart-City-Projekt bei der Stadt Geestland federführend begleitet, nur anschließen: „Digitalisierung muss den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Entscheidend bei diesem Prozess ist, dass wir alle wichtigen Akteure aus Politik, Wirtschaft Zivilgesellschaft, Wissenschaft von Anfang an mit einbinden und gemeinsam Lösungen schaffen, die auf das aufbauen, was wir hier in Geestland schon erreicht haben.“ In einem Workshop hatte die Stadt Geestland bereits gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern zentrale Handlungsfelder der Digitalisierung identifiziert und einen groben Fahrplan entwickelt, wie Geestland zur Smart City werden kann – eine intelligent vernetzte Stadt, die das Leben effizienter, grüner, sozialer und technologisch fortschrittlicher macht. Die zentralen Themenfelder sind Mensch, Bildung, Wirtschaft und Mobilität vor dem Hintergrund der grünen Digitalisierung.

Unter anderem hat die Stadt Geestland folgende Ideen beim Wettbewerb eingereicht:

  • Smartes Flächenmanagement: Wer eine nachhaltige Stadtentwicklung vorantreiben will, der benötigt vor allem eines: Daten. Deshalb will die Stadt Geestland ihre intelligente Straßenbeleuchtung mit Sensoren aufrüsten, die weitere Umweltdaten erfassen. Mit diesen Daten könnten zum Beispiel städtische Verkehrsplanungen verbessert werden. Denkbar sind auch Notfallknöpfe oder E-Ladestationen für Fahrräder.
     
  • Stadtlabor 2.0: Ein Experimentierraum soll vielfältige Digitalisierungsthemen anschaulich und nachvollziehbar erklären – digital und direkt vor Ort: Angedacht ist ein mobiler Van, der durch die Ortschaften tourt und so einen wichtigen Beitrag für die Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung leistet. Gleichzeitig möchte die Stadt Geestland ein virtuelles Stadtlabor ins Leben rufen, um dort gemeinsam mit anderen Kommunen an digitalen und analogen Lösungen für nachhaltige Stadtentwicklung zu arbeiten. Neben seinem Beitrag zur (vor-)schulischen und Erwachsenenbildung unterstützt das Stadtlabor 2.0 auch bei der Bürgerbeteiligung.
     
  • Smart Community Hub: Aus den Erfahrungen der Pandemie heraus will die Stadt Geestland einen sogenannten „Smart Community Hub“ aufbauen. Dahinter verbirgt sich ein Zentrum, in dem physische und virtuelle medizinische Dienste gebündelt werden, darunter Telemedizin sowie Angebote für Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen. Ein Ort, an dem die medizinische Versorgung von Stadt und Land neu gedacht wird. Neben dem medizinischen Schwerpunkt soll der „Smart Community Hub“ über Co-Working- und Co-Learning-Räume verfügen und somit allen Bürgerinnen und Bürgern offenstehen. „Ein solcher Community Hub mit medizinischem Schwerpunkt und den vielfältigen Funktionen zum Arbeiten und Lernen wäre einmalig“, sagt Britta Murawski. „Ganz nebenbei schaffen wir damit einen sozialen Treffpunkt, an dem Menschen ihr Wissen miteinander teilen und voneinander lernen.“
     
  • Smarte Bildung: In den örtlichen Schulen möchte die Stadt Geestland verstärkt über die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen aufklären. „Mithilfe von Technologien wie Virtual und Augmented Reality wollen wir virtuelle Lernräume schaffen, in denen wir Schülerinnen und Schülern, aber auch Erwachsenen das Thema Nachhaltigkeit von einer ganz neuen Perspektive aus vermitteln“, sagt Britta Murawski.
     
  • Smarte Mobilität: Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern, mit Partnern aus der Wirtschaft und Wissenschaft möchte Geestland autonomes Fahren erproben – und zwar in Bad Bederkesa. Autonom fahrende E-Busse sollen dabei den Beerster Ortskern mit dem Gewerbegebiet verbinden.
     
  • Smart Economy: Plattformökonomie soll den stationären Einzelhandel in Geestland stärken. „Wir denken da zum Beispiel an ein eigenes Online-Supermarktsystem, in dem unsere Einzelhändler ihre Produkte anbieten können. So haben sie die Möglichkeit, neue Marktbereiche zu erobern und ihren Kundenstamm zu erweitern“, erklärt Britta Murawski. „Ergänzend könnten wir Rabatt-Aktionen veranstalten, von denen alle Händler gleichermaßen profitieren.“ Im Idealfall würde die Stadt Geestland außerdem Lieferverkehre bündeln und so auch die CO2-Emissionen reduzieren.
     
  • Bürgerenergie: Die Stadt Geestland arbeitet weiterhin an dem Ziel, ein autarkes städtische Versorgungsnetz aufzubauen und zu testen, das ausschließlich mit grüner, regenerativer Energie versorgt wird. In Planung ist bereits ein Energiewerk in Bad Bederkesa, das aus anfallendem Grüngut Energie für die Moor-Therme und die Schule am Wiesendamm erzeugen soll. An solchen Formen nachhaltiger Energieversorgung will Geestland seine Bürgerinnen und Bürger in Zukunft direkt beteiligen (Energiegenossenschaft). „So schärfen wir nicht nur das Bewusstsein der Menschen für den Klimawandel, sondern machen uns auch unabhängig von den Preisentwicklungen auf dem Energiemarkt“, betont Britta Murawski.
     
  • Digitaler Zwilling: Von ausgewählten städtischen Gebäuden will die Stadt Geestland einen digitalen Zwilling erstellen, also ein realitätsgetreues virtuelles Abbild. Architekten und Ingenieure können ein Gebäude zunächst digital planen, bevor sie es physisch bauen oder erweitern. So werden Risiken minimiert und Ressourcen gespart. Auch für die Bürgerinnen und Bürger hat der digitale Zwilling einen echten Mehrwert: „Die Technologie macht es möglich, dass sie geplante Gebäude digital überfliegen oder durchstreifen und uns direkt ein Feedback geben können“, so Britta Murawski.

Insgesamt kosten die skizzierten Maßnahmen knapp 15 Millionen Euro. Bei einer Förderung durch den Bund (zwei Drittel) müsste die Stadt Geestland Eigenmittel in Höhe von einem Drittel aufwenden. Bürgermeister Thorsten Krüger rechnet sich beim Smart-City-Wettbewerb gute Chancen aus: „Ich bin überzeugt, dass Geestland die idealen Voraussetzungen mitbringt, um eine intelligent vernetzte Kommune zu werden, mit urbanem und ländlichem Raum. Ganz wichtig ist uns, dass alle Maßnahmen, mit denen wir uns beworben haben, auch nach Ende des Förderzeitraums bestehen bleiben und wir langfristig von unseren innovativen Ansätzen zehren können.“

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