Flüchtlingsfirma Anpacken
Ein kommunales Projekt, das den Integrationsprozess der Flüchtlinge in Geestland strukturell wie sozial fördern soll, ist das Projekt „Flüchtlingsfirma Anpacken“. Das Projekt, das die Stadt Geestland mit dem Kooperationspartner der DRK Wesermünde durchführt, folgt zunächst einem simpel erscheinenden Ansatz: „Hilfe zur Selbsthilfe“. Denn im Kern besteht das Projekt darin, dass Flüchtlinge Wohnungen reparieren, renovieren und in Stand setzen, die dann von Flüchtlingsfamilien bezogen werden sollen. Dabei handelt es sich um einfache Handwerkstätigkeiten wie Malerarbeiten, Gartenpflege sowie das Reparieren von Möbeln und Fahrrädern. Die Arbeitsaufträge zu den einzelnen Wohnungen werden nur auf direkte Zuweisung der Stadt vergeben. Es handelt sich bei der „Flüchtlingsfirma Anpacken“ um keine reguläre Firma und nicht um ein Konkurrenzverhältnis zur lokalen Wirtschaft. Zehn Asylbewerber aus Syrien und Afghanistan arbeiten drei Tage die Woche in einem Umfang von insgesamt 20 Stunden. Zum Projekt vermittelt werden die Flüchtlinge durch die Integrationslotsen, die im Austausch mit den Flüchtlingen stehen. Die Bereitschaft und das Engagement, sich bei der Flüchtlingsfirma zu engagieren, ist sehr groß. Die Mitarbeit fördert den Integrationswillen. Die Ziele des Projekts kann man unter drei Kernaspekte subsumieren: Arbeit, soziale Teilhabe und Akzeptanz in der Bevölkerung.
Ein Ziel des Projektes ist es, die Flüchtlinge über die Tätigkeit und Mitwirkung im Projekt auch an den ersten Arbeitsmarkt heranzuführen. Über die – auch durch die ländlichen Strukturen bedingten – guten Kontakte zu den lokalen mittelständischen Betrieben, sollen die Teilnehmer des Integrationsprojektes in Praktika vermittelt werden, die im besten Falle zur Anschlussbeschäftigung führen. Um die berufliche, aber auch die soziale Integration zu fördern, erhalten die am Projekt teilnehmenden Flüchtlinge Zugang zu einem Deutschkurs. Dies wiederum, das bestätigen die Akteure vor Ort, ist ein weiterer Anreiz für die Flüchtlinge, im Projekt mitwirken zu wollen. Bei der Initiierung der Maßnahme war es uns, neben den Aspekten der sinnstiftenden Beschäftigung für die Flüchtlinge und des Berufseinstiegs, auch wichtig, ein Signal an die Bevölkerung zu senden, das die Akzeptanz für Flüchtlinge in der Breite stärkt. Die Tatsache, dass Flüchtlinge aus eigener Motivation heraus in den Ortschaften sichtbar „anpacken“, führte da, wo anfangs eventuell Skepsis oder Ängste vorhanden waren, zu einem verständnisvollerem Umgang mit der Thematik.
„Anpacken“ wurde 2018 im Wettbewerb „Zusammenleben Hand in Hand – Kommunen gestalten“ des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat als „Bemerkenswertes Einzelprojekt“ ausgezeichnet.